Die 25 Grad habe ich von anderen Berichten, wo gesagt wurde dass 25 Grad die optimale Batterietemperatur ist. Ich habe zwar einen Dongle, aber die Temperatur nicht selbst gemessen. Aber nachdem ich letzte Woche bei 21 Grad Umgebungstemperatur im Schatten 5-10 Minuten konditionieren musste bevor die Temperatur auf "angemessen" kam, wird das gut hinkommen.
Meine Ladekurvenangaben stammen nicht von einem einzigen Ladevorgang, sondern von gut 10 mal Laden bei derselben 360kw Säule die mir als sehr zuverlässig bekannt ist und wo jede Ladestation die volle Leistung bekommt (bei vielen Säulen wenn einer neben Dir lädt ist es nur geteilte Leistung). Damit kann ich mMn sehr gut unter "ceteris paribus" Bedingungen meine Ladevorgänge vergleichen. Und ich komme immer auf dieselbe Kurve. Bis 70%SOC bleibt er - von einem kurzzeitigen Rückgang bei ca. 60% auf 170kw mit darauffolgender Erholung - praktisch immer bei ca. 200kw oder darüber.
Warum das etwas von Deiner Kurve bei 60-70% SOC abweicht weiss ich nicht, ich kann da nur vermuten, dass es von der Säule abhängt. Meine Vermutung aufgrund des Vergleichs bei mehreren HPC-Säulen ist dass es vorteilhaft ist bei 360+kw Säulen zu laden, weil diese mehr "Leistungsreserve" für den EV9 haben als 300kw Säulen. Bei 300kw Säulen komme ich auf geringfügig geringeren Durchsatz und 217kw habe ich auch nur auf einer 360kw Säule erreicht. Auch die Ampere Anzahl schwankt bei derselben Säule bei einem und auch zwischen verschiedenen Ladevorgängen sehr stark, manchmal habe ich 325 Ampere, manchmal nur 130. (Die Tesla Supercharger haben um die 625 Ampere/400 Volt und deswegen tun sich EGMP Kias mit 630V/320A auch damit schwer). Der EV9 scheint sehr aktiv mit der Ladesäule zu kommunizieren, aber wie genau die beiden den Ladevorgang abstimmen ist mir noch nicht ganz klar.
Bzgl. hohe Temperatur nach dem Laden ist meine Erfahrung dass das Auto nach ca. 30-60 Minuten (je nach Aussentemperatur) auf normale Temperatur zurückgeht. Ich vermute dass der EV9 auch aktiv die Lüftungsklappen an der Front dazu benutzt mit Fahrtluft zu kühlen. Wäre interessant wenn wer dazu Näheres teilen könnte!
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Verstehe. Dann schaue mal nach der Temperatur.
Ich kann mir vorstellen, dass der EV9 sich hier so verhält wie der EV6 und eine Mindesttemperatur von 19 Grad in der kältesten Zelle braucht, um die Vorkonditionierung zu starten und bei 21 Grad aufhört.
Bei Umgebungstemperaturen von 21 Grad ist es sehr wahrscheinlich, dass die kälteste Zelle 19 Grad oder weniger hatte, denn ich vermute, dass über Nacht die Temperatur unter 19 Grad lag und somit die etwas höhere Umgebungstemperatur die Zellen nicht erwärmt hat.
Bei 5-10 Minuten Vorkonditionierung sind, wenn beim EV9 die 3-Minuten-Regel gilt, maximal 3 Grad Temperaturzuwachs möglich. Gerade das erste Grad dauert etwas länger als die folgenden, weil das System erst auf Betriebstemperatur kommen muss.
Insofern würde deine Erfahrung dafür sprechen, dass du bei 19 Grad oder etwas weniger gestartet bist und die Vorkonditionierung bei 21 Grad gestoppt wurde.
Spannend finde ich auch deine Aussagen zur Spitzenladeleistung, der Reduzierung bei 60% auf 170kW sowie bezüglich der Erholung auf 200kW noch vor 70% SOC. Das spricht für ein ähnliches Verhalten wie beim EV6 wo bei der Spitzenladeleistung ja 35 Grad in der kältesten Zelle erreicht worden sein müssen. Ist das nicht der Fall bricht die Ladeleistung erst ein und erholt sich dann aber mit Erreichen der 35 Grad.
Deine Beobachtung bezüglich der 300kW+ Ladesäulen kann ich bestätigen. Die Spitzenwerte beim EV6 von 242kW (2023) und aktuell 238kW habe ich immer bei IONITY geschafft. Bei den Hyperchargern von EnBW mit 300kW waren mehr als 232kW nicht drin, eine ganze zeitlang sogar nur 225kW, die dann aber länger gehalten wurden.
Du hast vollkommen Recht, die Ladesäule und das Auto kommunizieren sehr viel beim Ladevorgang.
Es ist sogar so, dass das BMS des Autos, die Ladesäule steuert, sprich die für den Punkt auf der Ladekurve machbare Stromstärke (Ampere) abruft. Die DC-Ladesäule ist nur der "Sklave" des Autos, hat aber die gesamte Regelungstechnik in sich.
Bei der AC-Ladung ist das anders. Dort ist eine extra "Ladesäule" also der sogenannte Onboardcharger im Auto verbaut, der dann die Ladung über die integrierte Technik des Ladegerätes steuert (natürlich auch in Zusammenarbeit mit dem BMS). Die Technik in der AC-Ladesäule ist dafür rudimentärer als beim DC-Lader, was sie natürlich erheblich günstiger macht, losgelöst von den geringeren technischen Anforderungen aufgrund der geringeren Stromstärken.
Das Thema 400-Volt-Ladesäulen, wie z.B. die Tesla Supercharger, ist noch mal ein anderes Thema. Nein eigentlich sogar zwei andere Themen.
Wenn ein 800-Volt-Fahrzeug an einer 400-Volt-Ladestation laden will, braucht es einen entsprechenden Wandler, vergleichbar wie mit dem Onboardcharger beim AC-Laden.
Porsche hatte z.B. im ersten Taycan dafür einen extra 400-Volt-DC-Onboardcharger verbaut, der maximal 150kW Ladeleistung ermöglicht hat, während mit 800V bis zu 270kW möglich war. Im Macan und Audi q6 etron verzichtet man auf den DC-Onboardcharger und gaukelt über das BMS dem 400-Volt-Lader vor, dass er ein 400-Volt-Fahrzeug lädt, weil man die Hälfte der "Batteriespannung" ausblendet (nennen sie Bankladen). Das wird gerne als eine technische Meisterleistung verkauft, letztendlich halbiert man aber dadurch die maximale Ladeleistung auf 135kW an der 400-Volt-Ladestation. Der Vorteil für Porsche und Audi ist, dass sie die Hardware für den DC-Onboardcharger gespart haben und das über die Softwaresteuerung im BMS regeln.
Kia hat sich bei seiner Lösung an Renault orientiert. Die Zoes haben zu Beginn über den Elektromotor geladen und konnten so z.B. 43kW AC laden während alle anderen nur maximal 22kW mit ihren Onboardchargern geladen haben.
Wenn du also mit deinem EV9 an eine 400-Volt-Ladestation fährst, nutzt dieser den Heckmotor als "DC-Onboardcharger" und transformiert die 400 Volt auf das 800 Volt System deines EV9. Limitiert wird die Ladeleistung dabei zum Einen durch die relativ geringe Spannung deines EV9, denn eigentlich ist es ein 700-Volt-System und durch die Leistung des Heckmotors. Beim EV6 sind somit z.B. nur maximal 98kW möglich, da der Heckmotor einfach nicht mehr als Transformator leisten kann.
Das zweite Thema ist Tesla und seine Supercharger.
Während du deinen EV9 an anderen 400-Volt-Ladestationen laden kannst, ist das bei Tesla aktuell nicht möglich.
Das liegt zum einen daran, dass sich Tesla um die Standards beim CCS einen Dreck schert und seinen eigenen "Dialekt" mit diversen Abkürzungen und über der Norm liegenden Stromstärken verwendet und zum anderen daran, dass es Kia offensichtlich nicht geschafft hat, den EV9 bei Tesla in die aktuelle Softwaredatenbank zu bekommen bzw. nicht wie den EV6 dort angemeldet hat. Der Supercharger weiß somit nichts mit diesem merkwürdigen Fahrzeug am Ende des CCS-Steckers anzufangen und der Handchake schlägt fehl.
Denn auch bei EV6 hat es fast 2 Jahre gedauert, bis das Laden mit 98kW überall möglich war. Vorher konnte man an den V3 und V4 Superchargern nur mit Glück und im Notfallmodus von 42kW laden. Beim V2 war es direkt möglich, der hat aber auch andere Voraussetzungen.
Ich hoffe, dass Tesla und Kia hier zeitnah zueinanderfinden, die Vorzeichen sind nach der Entlassung eines Großteils des Superchargerteams durch Elon im letzten Monat nicht ganz so optimal wie beim EV6.
Allerdings muss man sagen, dass es sehr viele 800-Volt-Ladestationen mittlerweile gibt, so dass es wirklich nur bei der nicht möglichen Nutzung des Superchargernetzwerkes schmerzt, insbesondere weil die Preise gelegentlich dort sehr interessant sind.