EV9 + Wohnwagen: Erfahrungsaustausch und Tipps

  • Ich hatte mit meiner fahrenden Schrankwand (2to Humbaur Tandem-Kasten) und etwa 500kg Zuladung (plus voller Kofferraum) auch etwa 65kWh (!) bei 100km/h Autobahnfahrt über 230km. Auch da die Reichweitenanzeige nach dem Einschalten pauschal halbiert.

    Musste zweimal nachladen, war etwas geschockt. Eigentlich hatte ich vom Verhältnis Outlander 13/8l also um 40kWh/100km erwartet.

    Ansonsten gestern: 430km, davon 380km Autobahn, mit 1.20m hohem 750kg-Hänger (+130kg Ladung) mit 20kWh/100km.

    Es kann aber sein, dass der Luftdruck beim Kasten etwas zu niedrig war, und das Wetter deutlich kälter. Werde beim nächsten Mal genauer drauf achten.

  • Die Geschwindigkeit und die Bauform machen sich beim E-Auto im Anhängerbetrieb extrem bemerkbar. Das Gewicht, ist relativ egal, es sei denn es geht die ganze Zeit bergauf.

    Hintergrund ist ganz einfach. Beim Verbrenner ist der Wirkungsgrad so gering, sprich bei ca. 30% in der Praxis, dass der größte Anteil des Verbrauches in Wärme verpulvert wird. Wenn also ein Verbrenner 13 Liter im Anhängerbetrieb und 8 ohne verbraucht, muss man, wenn ich jetzt keinen Denkfehler mache, die Verbrauchssteigerung einfach verdreifachen, wenn man von einem Wirkungsgrad von fast 100% beim E-Auto und 30% beim Verbrenner ausgeht.

    D.h. du merkst den Mehrverbrauch im Anhängerbetrieb 3 x so stark wie beim Verbrenner.


    Zusätzlich gibt es noch weitere Effekte, die die Reichweite bzw. den Verbrauch beim E-Auto im Hängerbetrieb erhöhen.

    Das eine ist der Peukerteffekt ( https://de.wikipedia.org/wiki/Peukert-Gleichung ), der besagt desto mehr Strom im Fahrbetrieb verbraucht wird, desto weniger Strom der Batterie entnommen werden kann. Sprich wenn du viel Strom verbrauchst, weil du z.B. Vollgas mit maximaler Gescchwindigkeit fährst oder einen Anhänger ziehst, kannst du nicht die üblichen 96kWh beim EV9 entnehmen, sondern z.B. nur 90kWh (rein fiktiver Wert). Das senkt die Reichweite zusätzlich.

    Das zweite ist die Effizienz des gesamten Antriebsstrangs. Je stärker dieser außerhalb des üblichen Bereichs belastet wird, desto ineffizienter arbeitet er und umso mehr Energie wird in Wärme und nicht Vortrieb umgewandelt.

    Das merkt man z.B. auch im Vergleich von Porsche, Tesla und Kia. Porsche hat die Fahrzeuge auf hohe Geschwindigkeiten optimiert, z.B. mit einem zweiten Gang, Tesla liegt in der Mitte und Kias Fahrzeuge sind für niedrige Geschwindigkeiten ausgelegt.

    Sprich ein Porsche verbraucht weniger bei hohen Geschwindigkeiten als ein Tesla und Kia. Tesla ist bei allen Geschwindigkeiten effizient und Kia besonders bei geringen Geschwindigkeiten.


    Vor diesem Hintergrund verbraucht z.B. ein E-Auto mit einem schwächeren Motor mehr im Hängerbetrieb als eines mit einem stärkeren, selbst wenn es das gleiche Fahrzeugmodell nur mit einer unterschiedlichen Motorisierung ist.


    Wenn ich mir so die Verbräuche von E-Autos im Anhängerbetrieb über die letzten 8 Jahre anschaue, kann man als Daumenregel sagen, dass der Verbrauch sich in den meisten Fällen zum kombinierten WLTP-Verbrauch verdoppelt. Entscheidenden Einfluss auf den Verbrauch hat wie gesagt auch die Bauform des Anhängers und die gefahrene Geschwindigkeit.


    Nur mal so als Vergleich. Eine elektrische Zugmaschine mit dem typischen Auflieger, also ein "normaler" Sattelzug wie wir ihn von der Autobahn kennen, verbraucht rund 100kWh/100km oder wie in der Branche gerechnet wird, 1kWh pro Kilometer.

    Kia EV6 AWD 77,4kWh, Stahlgrau, Wärmepumpe seit 22.10.22

    => 60.000km Laufleistung, als Laternenparker und Langstreckenfahrer über 300 HPC Ladungen, 15MWh geladen (Stand Nov 2024) Ab Mai 24 hat mich die Wallbox wieder und die HPCs sehen mich nur noch auf der Langstrecke :)

    Tesla Model S75 6/2017 - 11/2022 146.000km Laufleistung

    Smart ED 451 01/2020 - 09/2022 25.000km Laufleistung

    BMW i3 94Ah 04/2017-03/2019 30.000km Laufleistung

  • Wie schaut es bei den Anhänger-Nutzern unter euch aus? Hat jemand schon Praxis-Verbräuche von (längeren) Autobahnfahrten mit EV9 + Hänger (idealerweise Wohnwagen)? Ich bräuchte hier eure Erfahrungen, da ich selbst mit dem EV9 als Zugfahrzeug für den Wohnwagen liebäugle, aber noch etwas skeptisch bin, wie viele Kilometer man hier realistisch zwischen 2 Ladestopps fahren kann.

    Nach Probefahrt schockverliebt in EV9 - 60 Min gefahren und Beschluss gefasst: Das ist das nächste Familienauto! :)

  • Ich kenne diese Frage bereits ausgiebig aus dem tesla Forum.

    Du wirst hier Angaben von 28kW bis 50kW bekommen!


    Realistisch ist, dass Du mit einem Wohnwagen alle 190 bis 210 km rausfahren musst zum laden.


    Ich bin schon sehr viel Wohnwagen mit meinem Tesla gefahren und musste immer nach 150km raus.


    Viele Grüße und Spaß beim Hängerfahren (Das geht nämlich verdammt gut)

    Fahre seit einem Jahrzehnt rein elektrisch

    Leaf - Kia e-niro - Leaf - Tesla Y - bald EV9


    Bestellt: EV9 schwarz mit nicht drehbaren Einzelsitzen

    Ich werde einen fast 2to Wohnwagen damit ziehen

  • Danke für Deine Antwort. Was mich noch interessieren würde: Wie läuft es bei Dir mit Wohnwagen und Ladeparks hinsichtlich Abkoppeln? Ist das ein Problem oder lädst Du immer mit angehängtem WoWa?

    Nach Probefahrt schockverliebt in EV9 - 60 Min gefahren und Beschluss gefasst: Das ist das nächste Familienauto! :)

  • Hallo,

    also wenn Du einen kleinen Baumarkanhänger dran hast, dann wird sich der Verbrauch wohlmöglich sogar deutlich unter 30 kW bewegen.

    Ich habe halt einen großen Wohnwagen mit fast 2 Tonnen und einer großen Front (Schlimmer geht es nicht mehr :-))

    Ich habe damit immer gute 40kW mit dem Tesla Y gebraucht und musste alle 150km laden gehen.


    Ich habe immer abgehängt weil ich zumindest bei den Tesla Chargern nicht mit dem 253cm breitem Wohnwagen zwischen den Ladesäulen durchgepasst hatte selbst wenn man hätte durchfahren können.

    Ich muss aber auch klar sagen, dass das ab- und wieder ankuppeln sowas von schnell und easy ist, dass ich mir darüber auch nie Gedanken gemacht hatte.

    Platz für den Wohnwagen war immer (wirklich immer) genug da. Meist kann man bei den Ladeparks was einkaufen oder Essen gehen oder kurz in den Wohnwagen und einen Kaffee kochen.

    Die Kinder sind bei jeder 150km Pause auf die Toilette. Deswegen war es auch nie so schlimm.

    Ich wünsche mir mit dem EV9 nur 50km mehr Reichweite mit dem Wohnwagen, das wäre für mich optimal. Und ich halte 190km bis 210km mit meinem zukünftigem Gespann für sehr realistisch.


    Ich hoffe man trifft sich mal irgendwann und wo auf einem Campingplatz :)

    Fahre seit einem Jahrzehnt rein elektrisch

    Leaf - Kia e-niro - Leaf - Tesla Y - bald EV9


    Bestellt: EV9 schwarz mit nicht drehbaren Einzelsitzen

    Ich werde einen fast 2to Wohnwagen damit ziehen

  • Du wirst lachen, ich hab auch einen Dethleffs-Wohnwagen wie auf Deinem Foto mit dem Model X. 2,50 m breit, 7,70 m lang und max. 2,0 to schwer. Daher haben wir quasi die gleichen Ausgangsvoraussetzungen. Wenn man grob mit 40 kWh pro 100 Km rechnet bei knapp 100 kWh Batterie, ergibt so eine Reichweite von 200 Km + ca. 50 Km Puffer. Das würde Deine Wunschreichweite ja ganz gut treffen. Bei üblichem Wohnwagen-Gespanntempo mit 80-90 Km/h müsste man so rund alle 2-2,5 h Ladepause machen.


    Wegen Abhängen beim Laden: Ich hab teils schon Ladeparks mit Gespann-Parkplätzen gesehen, das ist eine super Sache, nur leider oftmals viel zu selten anzutreffen.


    Mit welchem Tempo bist Du immer mit dem Mod. X und Wohnwagen gefahren, um auf die 40 kWh zu kommen? Ist ja schließlich ein großer Unterschied, ob man 80 / 90 oder 100 Km/h fährt im Schnitt...

    Nach Probefahrt schockverliebt in EV9 - 60 Min gefahren und Beschluss gefasst: Das ist das nächste Familienauto! :)

  • War leider nur ein Modell Y. Ich bin immer so 95-98 km/h gefahren.


    Die Ladeparks habe ich ach schon gesehen, jedoch hatte ich Tesla freiKM und die gibt's ja nur an Tesla Ladestationen.

    Diese größeren Ladeparks waren immer von anderen Anbietern.

    Aber nun gib es ja auch wieder freiKM (Kia Aktion bei Bestellung bis 31.03.2024), ich weiß noch nicht wo ich mit dem Kia laden muss um nichts zu bezahlen.

    Fahre seit einem Jahrzehnt rein elektrisch

    Leaf - Kia e-niro - Leaf - Tesla Y - bald EV9


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  • Wie schaut es bei den Anhänger-Nutzern unter euch aus? Hat jemand schon Praxis-Verbräuche von (längeren) Autobahnfahrten mit EV9 + Hänger (idealerweise Wohnwagen)? Ich bräuchte hier eure Erfahrungen, da ich selbst mit dem EV9 als Zugfahrzeug für den Wohnwagen liebäugle, aber noch etwas skeptisch bin, wie viele Kilometer man hier realistisch zwischen 2 Ladestopps fahren kann.

    Wichtig bei Langstreckenfahrten ist, dass man den sinnvollen Ladehub zumindest nach der ersten Ladepause für die weiteren Teilstrecken als Referenz für die Reichweite nimmt.

    Wenn ich mir die Ladekurve beim EV9 anschaue sind 70% Ladehub maximal in der Praxis sinnvoll, mit Anhänger eher 60%, also von 20-80% da man im Anhängerbetrieb immer etwas mehr Puffer einrechnen sollte als ohne.

    Denn gerade bei der Last die man bewegt wird vor allem bei Kia gegen Ende der Batterie der Verbrauch etwas steigen, weil die leere Batterie einen höheren Innenwiderstand hat und die höhere erforderliche Motorleistung für den Zugbetrieb ihr übriges tut. Zusätzlich ist die SOC-Anzeige von Kia nicht linear, sprich die oberen Prozent enthalten mehr Energie als die unteren, so wie früher mit der Tanknadel, die immer lange bis zur Mitte gehalten hat und danach dann schneller gesunken ist.
    (Bei meinem EV6 ist z.B. der Punkt an dem die SOC- und die SOC-BMS-Anzeige gleich ist bei 60% (bei 100% SOC im Auto angezeigt, rechnet das SOC-BMS nur mit 96,5%, bei z.B. 10% SOC laut Anzeige sind laut BMS noch 16,5% verfügbar).


    Bei der Ladekurve hier aus dem Forum macht laden nach gut 80% SOC keinen Sinn:

    pasted-from-clipboard.png


    Es sei denn man will gemütlich im Wohnwagen essen oder schlafen.

    D.h. es sind im Prinzip 60kWh von 80-20% verfügbar für den nächsten Fahrtabschnitt.

    Also eher 150km als 200km Reichweite.

    Als kleine Anregung, die Geschwindigkeit ist der größte Einflussgeber auf den Verbrauch. Mit den heutigen E-Autos empfiehlt es sich auf der Langstrecke 85km/h und nicht 100km/h zu fahren weil der Verbrauch dadurch dramatisch sinkt.


    DerCamper Noch ein Tipp: Der Verbrauch wird auch beim E-Auto nicht in PS (kW) sondern Litern (kWh) angegeben, genau genommen in kWh/100km; sprich also als Leistung über die Zeit. Oder wie du es aus deinem Tesla Model Y kennst in Wh/km.

    Das ist am Anfang etwas verwirrend, aber wenn du nicht ständig blöde Kommentare oder gerollte Augen ernten willst, macht es Sinn, die Einheiten korrekt zu verwenden.


    Bezüglich Anfahrt im Ladepark würde ich immer schauen was die Rahmenbedingungen hergeben, häufig, gerade wenn man große Ladeparks nutzt, kann man auch mal andere, freie Ladepunkte blockieren und auf das Abhängen verzichten.

    Noch ein Tipp: Es gibt einige Ladeparks die sehr steile Auffahrten haben, so dass schnell mal das Bugrad am Wohnanhänger kaputt gehen kann, ich denke da besonders an einige Supercharger von Tesla, habe aber auch schon andere gesehen, die nicht an Tankstellen sondern auf branchenfremden Grundstücken lagen.

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    Tesla Model S75 6/2017 - 11/2022 146.000km Laufleistung

    Smart ED 451 01/2020 - 09/2022 25.000km Laufleistung

    BMW i3 94Ah 04/2017-03/2019 30.000km Laufleistung

  • Noch ein Tipp: Der Verbrauch wird auch beim E-Auto nicht in PS (kW) sondern Litern (kWh) angegeben

    Ja danke, das weiß ich natürlich. Hatte nicht gedacht dass dies überhaupt jemand auffällt. Ich werde natürlich in Zukunft die richtige Einheit verwenden.

    Aber nicht so wie es Tesla macht sondern immer nur auf 100 km gerechnet.

    Aber ich denke es war klar was gemeint war

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